Der letzte Teil mit Tipps für eine Alpenüberquerung. Was du vorab wissen solltest zu kleinen Stolpersteinen und Problemen auf der Tour und wie du damit umgehen kannst.
Im dritten und letzten Teil unserer Tipps und Fragen für eine Alpenüberquerung schauen wir uns die häufigsten Schwierigkeiten, die erfahrungsgemäß auftreten können, noch einmal genauer an. Welche Unterkunft ist wirklich die richtige und welche Problemchen können euch auf der Tour womöglich erwarten? Unerwartete Ereignisse wie Wintereinbrüche oder Schmerzen könnten euch Steine in den Weg legen, doch fast immer gibt es eine Lösung, um dennoch erfolgreich die Alpenüberquerung zu vollenden. Aus Erfahrung haben wir einige der häufigsten Vorkommnisse hier aufgelistet und geben wertvolle Tipps, was zu tun ist. Weitere Tipps zur Alpenüberquerung auch im ersten Teil unseres Ratgebers und im zweiten Teil unseres Ratgebers.
19 Tipps & Fragen rund um die Alpenüberquerung, im dritten Teil von Punkt 13 bis 19: die richtige Vorbereitung auf die Alpenüberquerung und mögliche Schwierigkeiten
- Beste Jahreszeit
- Welche Route
- Richtige Vorbereitung
- Umgang mit Wetterphänomenen (Sonne / Kälte / Nässe)
- Der Schuh
- Orientierung
- Hütten
- Planung
- Buchung der Unterkünfte
- Zeitbedarf
- Rucksack und Inhalt
- Flugreise mit Wandergepäck
- Alpine Erfahrung
- Art der Unterkunft
- Zu früh am Ziel (Langeweile am Nachmittag)
- Knieschmerzen und Co.
- Wintereinbruch und jetzt?
- Bekanntes oder lieber einsam?
- Und nun - muss es wirklich die Alpenüberquerung sein?
14. Hütte, Gasthof oder Zelt - die richtige Unterkunft für deine Alpenüberquerung
Eine Alpenüberquerung kann durchaus auch einigen Komfort bieten, z.B. bei der Übernachtung im Gasthof, oder aber eine besondere Atmosphäre mit Gleichgesinnten auf der Hütte. Beides hat Vor- und Nachteile, dabei kommt es einerseits auf deine bevorzugte Unterbringung aber auch auf die Möglichkeiten vor Ort auf der Tour an. Gasthöfe bieten oft Einzel- oder Doppelzimmer, aber auch Mehrbettzimmer mit Toilette und Dusche an. Auch Berggasthöfe bieten einen deutlich höheren Komfort als einfache Hütten. Diese haben allerdings den Vorteil, dass hier fast nur Gleichgesinnte unterwegs sind, mit denen du, sofern du es möchtest, ganz leicht ins Gespräch kommen kannst. Ein weiterer Vorteil ist die oft spektakuläre Lage der Hütten, die nur wenige Hotels im Tal bieten können. Gerade in der Schweiz gibt es sie häufig trotzdem – Hotels auf über 2.000 m, mitten in den Bergen. Auch einfache Berggasthöfe sind dort öfter anzutreffen als in den Ostalpen.
Aber wie wäre es eigentlich mit einem Abenteuer im Zelt? Da wird es allerdings bei einer Überquerung der Alpen eher schwierig, denn Zelten ist in den meisten Teilen der Alpen leider verboten. Die Erlaubnis kann von Gemeinde zu Gemeinde abweichen, am besten holst du dir bereits während der Vorbereitung deiner Alpenüberquerung die entsprechenden Informationen ein. In der Schweiz ist es in der Höhe am leichtesten umsetzbar, generell lässt sich aber sagen, dass Kontrollen – auch wenn Sie eher selten sind - sehr teuer werden können, wenn es einen dann doch trifft. Zudem solltest du dir überlegen, ob du im Rahmen einer Alpenüberquerung so viel Gewicht zumuten möchtest. Unter 13 kg geht da selbst sparsam gepackt, meist nichts.
15. Zu früh am Ziel: was tun bei Langeweile am Nachmittag?
Langeweile am Berg gibt's nicht? Gibts doch! Das Wetter ist schlecht und du kommst schon früh auf der Hütte an – was tun mit dem langen Nachmittag? Die anderen (meist fremden) Gruppen sind mit sich selbst beschäftigt. Vielleicht knüpfst du auch einfach nicht so schnell Kontakt oder möchtest bewusst keinen. Da hilft ein gutes Buch oder Musik. Pack ein, was leicht ist und dir Spaß macht. Ein leichtes Taschenbuch und ein kleines Paar Kopfhörer bzw. Ohrstöpsel solltest du immer im Gepäck haben, um der Langeweile am Nachmittag oder langen Abenden auf der Hütte entgegenzuwirken. Am besten vorab schon mal ein paar Playlists oder auch Podcasts oder Hörbücher auf dem Handy herunterladen, falls das Internet auf der Hütte einen Aussetzer haben sollte.
16. Knieschmerzen und Co. – Nein, Danke!
Sofern du nicht in Alpennähe wohnst, werden deine Muskeln, Bänder und der Rest deines Körpers bei einer Alpenüberquerung oder Hüttentour mehr belastet, als sie es im Alltag gewohnt sind. Hinzu kommt das Gewicht deiner Ausrüstung und deines Rucksackes. Es passiert also recht häufig, dass es hie und da mal zwickt. Vorbeugen kannst du den Knieschmerzen mit dem entsprechenden Training und der richtigen Ausrüstung.
- Bereite deinen Körper durch mehr Sport und Dehnübungen auf die Tour vor. Ein besserer Muskelaufbau reduziert die Belastung für die Gelenke
- Wähle die richtigen Schuhe – eine steife und feste Sohle ist ein Muss! Nur mit diesen Sohlen beugst du einer Ermüdung der Fußsohlen vor und spürst keine spitzen Steine durch die Sohle hindurch. Ob hohe Wanderschuhe oder Zustiegsschuh ist schon fast eine Philosophie für sich – mehr zu dem Thema findest du hier.
- Hohe Schuhe beugen einer Verletzung im Sprunggelenk vor. Niedrige Schuhe bieten mehr Bewegungsfreiheit, sind leichter und nicht so warm.
- Wanderstöcke entlasten die Gelenke, dabei kommt es jedoch auf die richtige Technik an. Diese will erlernt sein! Beim Bergab gehen in steilem Gelände sollten deine Arme die Stöcke bei deren Einsatz in gerader Linie verlängern. So kannst du die Belastung auf die Beine, je nach Tour, um mehr als 100 Tonnen pro Tag reduzieren. Deine Sprung- und Kniegelenke werden es dir danken. Beim Bergaufgehen helfen dir die Stöcke ebenfalls. Hierbei sparst du erheblich Kraft ein.
- Allerdings bringt der Einsatz von Stöcken auch Nachteile mit sich: Dein Gleichgewichts- und Koordinationsvermögen wird schlechter und an schwierigen Stellen sind sie schlicht im Weg. Nimm die Stöcke also nur, wenn sie dich wirklich entlasten. Ansonsten gehören sie an den Rucksack oder einfach mal locker ohne Einsatz in die Hand.
- Steil hoch, flach runter oder umgekehrt? Viele wenig Trainierte neigen dazu, flach aufzusteigen, weil es weniger anstrengend ist. Dem stimmen wir zu. Wenn du allerdings deine Gelenke entlasten musst, dann mach es besser umgekehrt.
- Wähle kleine Schritte. Kleine Schritte sind ökonomischer und schonen gleichzeitig die Knie. Sobald du die richtige Gehtechnik umsetzt, wirst du merken, wie viel angenehmer kleine Tritte sind. Zugegeben, das muss geübt werden – am Anfang ist es nicht so einfach, einem nur 4 cm langen Tritt zu vertrauen.
17. Wintereinbruch und jetzt?
Jetzt ist er da – der gefürchtete Wintereinbruch im August. Es liegen 50 cm Neuschnee und die Orientierung ist zusätzlich durch tiefhängende Wolken erschwert. Die einfachste aller Möglichkeiten heißt in diesem Fall: Einen Tag Pause machen. Die Wolken verziehen sich meist schnell wieder und am nächsten Tag ist es oft schon wärmer und ein Großteil des Schnees geschmolzen. Manchmal ändert sich das Wetter sogar noch am selben Tag und du kannst später wieder weiterziehen. Die zweite Variante lautet, abzusteigen und eine andere Route zu wählen. Die dritte und schlechteste Variante ist, einfach weiterzugehen. Dazu gibt es im Vorfeld einiges abzuwägen:
- Wie hoch ist eine eventuelle Lawinengefahr?
- Bin ich gut genug ausgerüstet (warme Kleidung)?
- Kann ich mich gut genug orientieren?
- Gibt es einen Punkt of no return?
Falls du dich entschließt weiterzugehen, befrage zudem noch die Hüttenwirte und informiere sie unbedingt über dein Ziel. Die meisten wissen gut über die Umgebung Bescheid und können dir so den ein oder anderen Rat geben. Sollten sie dich vor dem Weitergehen warnen, nimm diesen Ratschlag bitte ernst.
18. Bekannte Wege und dennoch einsam?
Starte am besten möglichst früh oder sehr spät, wenn du lieber einsam unterwegs sein möchtest – dies ist gerade auf den beliebten Routen wie der Mont Blanc Umrundung oder auf der Alpenüberquerung von Oberstdorf nach Meran wichtig. Wenn du später am Tag startest, solltest du vor 18:00 Uhr in der nächsten Hütte sein. Bei langen Etappen ist der späte Start also keine gute Idee. Alternativ suchst du einfach nach Routen, die nicht so bekannt sind. Auf unserer Website siehst du anhand der Anzahl der Termine, ob die Tour eher stark oder wenig frequentiert sein wird. Zudem gilt: Je weniger du im Netz zu deinem Wunschziel findest, desto weniger ist dort los. Wir empfehlen hierfür grundsätzlich unsere Ziele im Wallis und Piemont.
19. Und nun - muss es wirklich die Alpenüberquerung sein?
Alles, was wir hier geschrieben haben, gilt auch für andere Bergtouren. Ob eine Woche im Gschnitztal oder auf einem der Walserwege – alle unsere Hüttentouren haben eines gemeinsam: Es sind wundervolle Touren, die unvergesslich bleiben. Sicherlich mag es ein hohes und lohnendes Ziel sein, die Alpen zu Fuß zu überqueren. Einsamer, ruhiger und gastfreundlicher ist es auf jeden Fall immer dort, wo weniger los ist. Oft beginnen unsere Kunden mit einer Alpenüberquerung und wandern im nächsten Jahr auf einem der vielen anderen Wege. Wenn du vorhast, etwas ganz Großes zu machen, dann empfehlen wir dir entweder den Weg von München nach Venedig oder landschaftlich gigantisch unser Quartett der Walserwege. Wieder andere machen 5 verschiedene Alpenüberquerungen hintereinander. Wenn du einen genauen Eindruck bezüglich der Unterschiede gewinnen möchtest, empfehlen wir dir auch den Gastbeitrag von Carmen, der recht viel über die Besonderheit der einzelnen Touren beinhaltet.